Westmüll im Osten - Litauen und die westlichen ProdukteMit den bunten Waren in den Regalen Osteuropas sind auch einige Probleme angekommen. Bericht einer nordhäuser Studentin über ihre Eindrücke während des Aufenthaltes im Baltikum.![]() Nachricht aus Litauen - die Ökobilanz Grünes Baltikum? – Litauen aus Sicht eines Ökos Wenn man aufbricht, um in einem fremden Land zu studieren ist die Spannung natürlich groß. Viele Fragen schießen einem durch den Kopf: Wie wird die Unterkunft sein? Wie die Universität? Wie die KommilitonInnen? Mich beschäftigten jedoch noch ganz andere Fragen: Wie lebt es sich in Litauen als Vegetarierin und Biokostverfechterin? Werde ich dort auf unberührte Natur oder auf die Spuren sowjetischer Industrialisierung treffen? Nach fünf Monaten in Litauen kann ich ein Resümee ziehen. Auf Nahrungssuche Maxima heißt die Supermarktkette, welche das Baltikum dominiert. Von außen wie von innen unterscheidet sich diese nicht besonders von einem deutschen REWE. Schnell fallen mir die Äpfel auf, die hier im Gegensatz zum "deutschen“ Apfel, der ja in vielen Fällen aus Neuseeland oder Argentinien kommt, nicht perfekt glänzen. Mit einem guten Gefühl kaufe ich diese Äpfel, die hier und da mal einen Fleck haben, aber mit Sicherheit nicht gewachst sind. In deutschen Supermärkten sind mir tatsächlich nie so "unperfekt“ natürlich aussehende Äpfel begegnet. Diese findet man zudem zuhauf an den zahlreichen Marktständen. Regionale Produkte und ökologisches Brot sind am Markttag kein Problem. Der Biotrend, der in Deutschland dazu geführt hat, dass mittlerweile jeder Discounter seine eigene Biomarke hat, ist in Litauen insgesamt jedoch weniger stark verbreitet. Milchprodukte, welche als ökologisch deklariert werden, sind hier und da zu finden. Das Biozeichen der EU sehe ich allerdings nur selten. In Kaunas, Vilnius und Tallin habe ich ein Reformhaus entdeckt. Und nie wurde mir deutlicher vor Augen geführt, warum Deutschland in den letzten Jahren den Titel Exportweltmeisters getragen hat (dieses Jahr musste es ihn an China abtreten). Fast sämtliche Produkte sind in Deutsch beschriftet, fast alles ist aus Deutschland importiert. Mit der Unterstützung regionaler Produkte hat dies jedoch weniger zu tun. Der Besuch eines Reformhauses ist für mich also vor allem erholsam, da ich hier mit Sicherheit das kaufe, was ich auch möchte. Im normalen Supermarkt stehe ich hingegen oft ratlos vor einer in litauisch, lettisch, estländisch und russisch beschrifteten Verpackung und frage mich, was sich wohl in ihr verbirgt. Englische und deutsche Zutatenangaben suche ich meistens vergebens. Insgesamt ist die Auswahl an ökologischen Produkten deutlich begrenzter und auch in Litauen dominieren Tomaten aus Holland und Spanien die Regale. Ernährt man sich jedoch saisonal, so ist es kein Problem lokale Produkte zu finden. Da es keine Mensa an meiner Universität gibt, bin ich zudem viel öfter zum Kochen animiert. Viele andere treibt dies jedoch in die Arme von Hesburger. Hesburger ist die finnische Variante von MC Donalds und hat im Baltikum einen deutlich größeren Marktanteil als dessen amerikanischer Bruder. Aber ob nun MC Donalds, Burgerking oder Hesburger auf den Tüten steht, die Verpackungsmüllspuren in den Straßen sind dieselben. Getrübtes Grün Wunderschön grün ist Litauen. Selbst die größten Städte Vilnius und Kaunas versinken in einem Meer aus grünen Bäumen. Das Trampen auf Straßen, die pro Stunde nur ca. 2 Autos passieren, ist zwar sehr langwierig, doch vor allem habe ich so Zeit, die Natur Litauens zu genießen. Störche treffe ich hier so häufig, wie in Deutschland Spatzen. Ebenso konnte ich einige von Bibern angenagte Bäume entdecken. Vor allem in den Städten wird das schöne Grün jedoch durch den Müll getrübt. Dosen, welche dank Jürgen Trittin aus Deutschlands Regalen fast verschwunden sind, zieren hier jede Straße und sind fester Bestandteil eines jeden Parks. Das Problem wird dadurch verschärft, dass Müllvermeidung kaum eine Rolle spielt. Plastiktüten sind fester Bestandteil eines jeden Produktes und auch die Suche nach einem Copyshop, der Recyclingpapier anbietet oder Dokumente beidseitig druckt, blieb erfolglos. Container, in denen man seinen Müll trennen kann, kann man zwar hier und da finden, allerdings werden diese nur von den Wenigsten genutzt. So verschwinden in meinem Wohnheim Papier, Glas, Plastik und Restmüll zusammen unsortiert im zentralen Müllabwurfschacht. Nach fünf Monaten in Litauen kann ich also resümieren: Litauen, das ist ein wunderschönes Land mit beeindruckenden Nationalparks, grünen Städten, langen Küsten, großen Wäldern und blauen Seen. Umweltbewusstsein ist jedoch wenig verbreitet. Mülltrennung und vor allem Müllvermeidung sind für viele LitauerInnen noch ein Fremdwort. Und auch wenn Fast Food noch deutlich weniger verbreitet ist als in Deutschland, so sind die Fast Food Konzerne doch auf dem Vormarsch. In ein paar Wochen werde ich mit vielen fantastischen Eindrücken zurück nach Deutschland kehren. Aber auch mit dem Wunsch, dass Menschen und Politik ein größeres Bewusstsein für so manche Umweltsünde in diesem Lande entwickeln werden. >> |